Wie alles begann …

 

Seyd begrüßet edles und mittelalterlich oder friesisch-historisch interessiertes Volk!!!

 

In diesem Kapitel, „Historie“ benannt, welches mit fortlaufender Zeit sicherlich immer umfangreicher werden wird, wollen wir dieselbe zweier Themen näher beleuchten.
Zum einen, um zu verdeutlichen was uns geritten hat, mehr oder weniger unserer kostbaren Freizeit auf diese Weise zu verbringen, zum anderen, um Euch, dem hochgeschätzten und uns hoffentlich gewogen bleibenden Leser dieser Zeilen unser Thema, die friesische Historie näher zu bringen. Und natürlich auch, um einen stetig anwachsenden Fundus an Informationen zur lebendigen Geschichte unserer Heimat für jedes unserer derzeitigen und zukünftigen Vereinsmitglieder zusammenzutragen, zu hegen und zu pflegen. Aus rein praktischen Gründen, wegen des geringeren Umfanges und der inneren Geschlossenheit dieses Themas, sollen zuerst die Umstände beleuchtet werden, welche zur Gründung unseres gemeinnützigen Vereins Frisia Historica geführt haben!!! Oder: „Wie der ganze Schlamassel begann!!!“ Das alles ins Rollen bringende Ereignis fand zu Pfingsten im Jahre 2000 statt.

 

Es begann nur gemächlich und langsam, aber stetig und war von da an eigentlich nicht mehr aufzuhalten.Doch im nachhinein betrachtet, war sie tatsächlich schon immer da, diese latente Affinität zum Historischen, explizit zum Mittelalter. Schon als kleiner Junge konnte ich nicht genug bekommen von Rittern, die im edlen Zweikampf mit Streitaxt, Morgenstern oder Schwert, ihre Ehre oder die ihrer Angebeteten verteidigten bzw. wiederherstellten.Filme dazu wie Ivanhoe, die Ritter der Tafelrunde, El Cid oder aber auch der alte Prinz Eisenherz (Hurra, endlich gibt es ihn auf DVD!!!) waren grundsätzlich „must sees“. TV war damals ja auch noch recht übersichtlich! Überhaupt Prinz Eisenherz, die Comics habe ich damals in der guten alten Lecker Bücherei „gefressen“ und die von Carlsen sammle ich heute noch. Ach ja, und die einzig „wahren“ Helden außerdem waren natürlich Robin Hood sowie die „Likedeeler“ um Claus Störtebecker.

 

Tja, und mit der Zeit lernte man dann immer mehr faszinierende Filme und Bücher zu diesem Thema kennen, plötzlich tauchte dann auch mittelalterliche Musik auf: In Extremo, Subway to Sally und Corvus Corax waren die ersten, die mich in ihren Bann zogen. Phantastische Sachen, wie Tolkiens Ring-Trilogie, Rollenspiele, wie z.B. DSA, alles rund um die Welt der Drachen, usw., usw. kamen irgendwann dazu und trugen ihren Teil dazu bei, immer mehr in diese eine bestimmte Richtung abzudriften.
Und dann irgendwann kam Pfingsten 2000 mit einem Ausflug zum Mittelalterlich Spectaculum und ich war hin und weg – total fasziniert. Und ich wollte m e h r!!! Sabrina, meine Herzallerliebste, infizierte sich auch und so besuchten wir in diesem Jahr noch zwei weitere mittelalterliche Feste in Hamburg und zwar das Spectaculum in Öjendorf und am Bergedorfer Schloß (eine KZK-Veranstaltung mit In Extremo als rein mittelalterlicher Musikact, wahrscheinlich einer ihrer letzten Auftritte in einem solchen Rahmen; gleichzeitig der Ort, an dem sich mein Herr Vater, meine Stiefmama und meine „kleinen“ Geschwister mit dem Mittelaltervirus ansteckten). 2001 wurde es nicht besser. Mit den ersten wärmenden Maisonnenstrahlen gings zum Walpurgisfest der Hexen zum Ahrensburger Schloß und zu Pfingsten waren wir, diesmal mit Vaddern und Co., natürlich wieder beim Spectaculum in Hohenwestedt. Damals und für die nächsten Jahre Pflichtveranstaltung für uns! 2002 dann, ein ereignisreiches Jahr. Meine Herzdame und ich gaben uns das Jawort und besuchten als Höhepunkt unserer Hochzeitsreise die Ritterspiele in Kaltenberg am dortigen Schloß. Absolut Kult!!! Außerdem veränderten wir uns beruflich von Hamburg zurück nach Nordfriesland, zu unseren Wurzeln, um dort in Zukunft in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendhilfeverbund Fockbek eine kleine Einrichtung im Sinne einer Großfamilie zu führen.

 

Zuerst in einem Einfamilienhaus meines Arbeitgebers, schließlich ab Sommer 2005 auf unserem selbst erworbenen Resthof. Ein Jahr später waren nicht nur alle Mitglieder unserer Großfamilie, inklusive unseres 2003 geborenen Sonnenscheins Lisa Marie, sondern auch diverse Freunde und Bekannte, der mittelalterlichen Historie verfallen. Es braute sich etwas zusammen!!! Nachdem man sich bei den diversen Spectaculi schon verschiedene erste Utensilien angeschafft hatte, keimte in den Köpfen einiger von uns die Idee und das Verlangen hier auch mal aktiv mitzumischen, für gewisse Zeit ein Teil dieses zwar gespielten, aber doch auch gelebten Mittelalters zu werden. Doch nun warf sich die erste Frage auf. Das Mittelalter war lang, grob umrissen erstreckte es sich vom Frühmittelalter ab ca. 500 n. Chr., über das Hochmittelalter ab ca. 1000 n.Chr. bis zum Spätmittelalter, welches bis ca. 1500 n.Chr. andauerte.
Dementsprechend gab es alleine zeitlich gesehen, eine Unmenge an verschiedenen Möglichkeiten der Darstellung, ganz zu schweigen von den regionalen Aspekten, die dabei auch noch eine Rolle spielen. Was oder wollen wir denn nun eigentlich mittelalterlich darstellen ??? Wir waren uns schnell einig! Wikingergruppen gab es schon einige in unserer näheren Umgebung, wir wollten etwas exklusiveres! Aber die Zeit so etwa gegen 800 bis 1000 n.Chr., in der die Nordmänner ihre Blüte erlebten, schien uns recht interessant. Durch meinen damaligen Nachbarn Gary, der es seinerzeit durch sein kombiniertes Studium der Geschichte, wie des Friesischen, zu meinem Gesprächspartner Nr. 1 brachte, erfuhr ich, dass angenommen wird, dass ungefähr zu dieser Zeit eine zweite Einwanderungswelle von Menschen aus dem südwestlicheren Friesland, hoch in unserer Region schwappte, die diesmal mehr das Festland besiedelten, nachdem zuvor eher die Inseln als neuer Lebensraum bevorzugt wurden. Siehe - da hatten wir unser Thema! Das Interesse bei jedem von uns war schnell geweckt.

 

Keiner hatte wirklich eine Ahnung über die Geschichte unserer Heimat und der hier ansässigen Volksgruppe der (Nord-)Friesen, mit der sich die meisten unserer Mitglieder zwar irgendwie verbunden fühlten, aber dennoch über so gut wie kein Hintergrundwissen verfügten. Das wollten und wollen wir ändern und sahen somit in der Wahl dieses Themas für uns die Möglichkeit das Angenehme (unser Hobby das lebendige Mittelalter) mit etwas Nützlichem (den Erwerb von Wissen über unseren kulturellen Hintergrund) zu verbinden. So weit, so gut! Doch nun ging’s an den Anfang, den sprichwörtlich schweren. Die bekannte ehemalige wikingische Handelstadt Haithabu bei Schleswig an der Schlei, war auch mir schon lange ein Begriff (war auch schon ein paar Mal dort) und so wusste ich von den guten Handelsbeziehungen zwischen den Wikingern Haithabus und den ersten hier siedelnden Friesen.
Die alte Handelsroute beispielsweise, die von Eiderstedt bis an die Ostsee führte, ist heute wieder unter dem Namen „Wikinger-Friesen-Weg“ als Radwander-Route ausgewiesen. Da nun bewiesen war, dass sich Friesen und Wikinger gut gekannt haben mussten, kann man wohl davon ausgehen, dass man sich auch in Sachen Kleidung und Ausrüstung gegenseitig beeinflusst hat.Und da nun Informationen zu den Friesen aus dieser Zeit relativ rar sind, man aber über die Wikinger jede Menge weiß, war schon mal klar, wo wir uns für die Herstellung und Beschaffung unserer ersten Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände inspirieren lassen konnten.Und so geschah es, dass sich an einem lauen Sommerabend im August 2006 auf dem Hof Nordlicht im Hunnebüller Koog ein verschworener Haufen von zwölf Mittelalterbegeisterten mit (überwiegend) friesischem Blut in den Adern fand, um den Verein Frisia Historica aus der Taufe zu heben !!!
Als Gründungsmitglieder sind neben Sabrina und mir heute noch mein Vater Peter Martin Nissen, meine Geschwister Mareike und Torben Martin Nissen, meine Schützlinge Mariana Lenke und Jörg Gohr sowie Karsten-Peter Thomsen und Fabian Mittmann dabei. Motiviert vor allem durch den Gedanken beim 2. Mittelalterfest unserer Freunde vom Lottergesindel in Leck aktiv dabei zu sein; denn das hatten sich einige von uns schon nach deren ersten Veranstaltung im Jahr davor, von der wir, allerdings noch als ganz normale Besucher, schwer beeindruckt und begeistert waren, fest vorgenommen. Und so stemmten wir die Sache. Nach der Vereinsgründung und der Anerkennung seiner Gemeinnützigkeit, ging es zunächst daran, so einigermaßen geeignete Kleidung für uns herzustellen. Wir besorgten uns einen Haufen Leinenstoff und ein Schnittmuster für eine einfache Tunika und veranstalteten einen lustigen Schneidertag, bei dem mit Hilfe unserer Muttis einige nette Oberbekleidungsstücke entstanden. Zu mehr reichte es jedoch vorerst nicht. Den Rest an Klamotten sowie einige Sachen zur Ausrüstung, wenigstens das Notwendigste, zwei Dreieckszelte und ein Sonnensegel, sowie die einen oder anderen persönlichen Dinge, beschafften wir uns durch eine Großbestellung bei „Thor’s Schmiede“ in Schleswig, bei denen wir immer noch gern hin und wieder mal zum Handeln und Feilschen einkehren.

 

So konnten wir ein kleines aber feines und wenigstens annähernd vernünftiges Lager präsentieren. Und so einigermaßen haben wir es dann wohl auch hinbekommen, denn wir wurden freundlich und nett im großen Troß der norddeutschen „Mittelalterfreaks“ aufgenommen, was uns natürlich sehr freute und auch ein wenig stolz machte, denn selbstverständlich waren wir ziemlich aufgeregt und unsicher wie man uns hier begegnen würde, von Seiten der Darsteller, wie auch von Seiten des Publikums, von denen, was klar war, uns auch noch so einige mehr oder weniger gut kennen würden. Aber das legte sich ziemlich schnell, was zum großen Teil an der schon erwähnten freundlichen Aufnahme innerhalb der Riege der Händler, Lager, Darsteller, etc. lag, aber auch daran, dass wir alle uns relativ schnell und gut auf die ganze Situation einlassen konnten und sofort mit Herzblut dabei waren. Leider waren damit die öffentlichen Aktivitäten für dieses Jahr für uns schon beendet. Aber wir hatten für uns die Erkenntnis gewonnen, dass wir auf jeden Fall den richtigen Pfad beschritten hatten und wir alle wollten mehr davon.Wir hatten sozusagen Blut geleckt!!! Und glücklicherweise den Kontakt zum Lottergesindel vertieft, was uns den Einstieg in die Szene und zu weiteren Aktivitäten erheblich erleichterte; Gunnar sei Dank!!!

 

Doch für dieses Jahr mussten wir uns mit unseren eigenen Aktivitäten, unseren monatlichen Treffen, diversen „Basteltagen“ an denen wir an unserer Ausrüstung feilten und unserem inzwischen traditionell am ersten Freitag im Dezember stattfindenden Winterfest begnügen. Aber in Absprache mit dem Lottergesindel hatten wir für das kommende Jahr schon einige mittelalterliche Veranstaltungen ins Auge gefasst, die von uns Friesen heimgesucht werden sollten. Und die Aussicht öfter mal wieder im Zelt zu nächtigen, zu leben, hatte gerade für mich einen durchaus positiven Beigeschmack. Denn hiermit verknüpfte ich jede Menge schöne Erinnerungen, angefangen von diversen Campingurlauben als kleiner Fatzke mit Mama und Papa, noch in den 70-ern, bis zu den zig Rockfestivals, die ich seit Mitte der 80-er Jahre besuchte und hin und wieder immer noch besuche. Anno 2007 war dann das Jahr in dem wir durchstarteten. Sechs mal bauten wir unser Lager in diesem Sommer auf.

 

Es begann in der Lüneburger Heide in Bad Bodenteich, wir besuchten die Turmhügelburg in Lütjenburg, das Hörnerfest bei Elmshorn, unsere Wikingernachbarn in Wallsbüll und zweimal das Spectaculum in Hohenwestedt und Hamburg/Öjendorf. Jedes Event hatte seinen ganz eigenen Charme und wir waren immer wieder aufs Neue angetan von der jeweils vorherrschenden Atmosphäre. Außerdem bauten wir unsere neu angeschaffte Bogenschießbahn einige Male beim Friesencenter in Niebüll auf und begleiteten so zum einen deren Sommerfest und zum anderen mehrmals den hier stattfindenden Flohmarkt, um unseren Bekanntheitsgrad etwas zu steigern. 2008 war es ähnlich, wobei hier neben dem 3. Fest des Lottergesindels in Leck, unsere erste eigene mittelalterlich-friesische Veranstaltung ganz klar der Höhepunkt des Jahres war.Nun sind wir voll dabei und ich denke, dass wird auch noch einige Jahre so bleiben, denn wir haben noch jede Menge Ideen und viele Ziele, die wir mit unserem Verein umsetzen und besuchen wollen. Unsere Vereinsstärke beträgt z.Zt. 24 Mitglieder, wobei sich viere noch in der Anwartschaft befinden. Zwischenzeitlich waren wir schon bei 30 Mitgliedern. Eine Anwartschaft bzw. Probezeit hatten wir allerdings zu dieser Zeit noch nicht installiert, ich dachte so etwas bräuchten wir nicht und jeder der Lust hatte, war willkommen mitzumachen, würde die Gruppe auf seine spezielle Art befruchten und bereichern.

 

Aber wie sich zeigen sollte, kann so eine Haltung auch nach hinten losgehen. Nun haben wir uns, sagen wir „gesundgeschrumpft“ und darüber hinaus beschlossen und verkündet, dass uns auch in Zukunft jeder, der sich in unseren Verein miteinbringen will, herzlich willkommen ist, wir ihm/ihr aber die Möglichkeit geben wollen, sich innerhalb einer Saison und mit der Teilnahme an mindestens drei Märkten davon zu überzeugen, dass er/sie sich auch die richtige Gruppe ausgesucht hat und das ein Fortbestehen der Mitgliedschaft in beiderseitigem Einvernehmen Sinn macht. Dieses würde dann durch eine einfache Mehrheit von allen Mitgliedern beschlossen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt das der Rat unseres Stammes, also der Vereinsvorstand aus fünf Personen besteht und z.Zt. von Mareike Nissen, als Schriftführerin, Thomas Beaumont, als Kassenwart, Sascha Tödter, als Gerätewart, Jörg Simnick, als 2. Vorsitzender und zu guter Letzt von mir, Stefan Nissen, als  1. Vorsitzender gebildet wird. Soweit zur Entstehung sowie zu einigen aktuellen Punkten unseres Vereins.


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